Geschichte

Das Schloss und der Park blicken auf eine lange und wechselvolle Geschichte zurück.
Geschichtliche Chronologie 
 
1361   wird erstmals die Burg Andelfingen genannt. 
 
1434  geht die Herrschaft Andelfingen für 23’000 Gulden in den Besitz der Stadt Zürich über. 
Die neue Obervogtei wird vorerst von Zürich aus verwaltet. 
 
1482   wird die Burg Andelfingen zum Sitz des Landvogts. 
 
1546 - 1549  werden bedeutende Bauten am Schloss und Burghof ausgeführt. 
 
1583   wird erstmals der Tuffsteinbruch, das heutige Tobel, erwähnt. 
 
1613 - 1614  wird ein neues Schloss errichtet. Es enthält neben den Wohn- und Amtsräumen des 
Vogtes auch  ein Zeughaus, einen Pulverturm, ein Archiv und anderes.  
 
1786  erhält der Schlosshof den Wasserradbrunnen aus Würenloser-Kalk. 
 
1780 -1782  wird das Schloss nach einer Expertise des bekannten Brücken- und Kirchenbauer, 
Zimmermeister Grubenmann von Teufen bis auf den Grund abgebrochen und an 
dessen Stelle das heutige Schloss aufgebaut. Die Scheune mit Stallung stammt noch 
vom alten Schloss. 
 
1798  verlässt der letzte Landvogt Ludwig Escher das Schloss.  
Die Herrschaft der Stadt Zürich über das Land geht zu ende. Die Stadt verpachtet das 
Schloss an Dr. med. Matthias Escher. 
 
1799   besetzen die Franzosen Andelfingen. 
 
1816  zieht am 1. Mai, nachdem die Mediationsverfassung aufgehoben wurde, Hans Kaspar 
Schweizer als erster Oberamtmann für 12 Jahre ins Schloss. 
 
1817  verlangt Hans Kaspar Schweizer einen Teil des angrenzenden Tobels und Gugelments 
zu einer Promenade zu gestalten. Damit beginnt die Geschichte des Schlossparks. 
 
1818   verbringt Salomon Landolt, als Gast von Schweizer, seine letzten Monate im Schloss. 
 
1828   zieht Junker Hartmann Escher von Berg als zweiter Oberamtmann ins Schloss. 
 
1830  werden die Ämter durch Bezirke ersetzt. Die Stadt Zürich braucht das Schloss nicht 
mehr. 
 
1832 am 21. April erwirbt Baron Johann Heinrich von Sulzer-Wart für 18’000 Gulden das 
Schloss mit einigen Gütern. Die Gemeinde Andelfingen ist mit ihrem Angebot von 
12’500 Gulden unterlegen. 
 
1840   stirbt Johann Heinrich von Sulzer-Wart. 
 
1842  geht das Schlossgut in den Besitz des zweiten Sohns, Baron Friedrich von Sulzer-Wart, 
über. 
 
1854  baut Friedrich den Pavillon. Es ist das erste Gebäude im Park. Die Familie tritt aus der 
Landeskirche aus. 
 
1857  stirbt Friedrich von Sulzer-Wart. Der Besitz wurde aufgeteilt. Die Familie lebte 8 Jahre in 
der französischen Schweiz. 
 
1867  wird die älteste Tochter, Anna Maria, alleinige Besitzerin. Die Mutter hat bis zu ihrem 
Tod 1891 unentgeltliches und unbeschränktes Nutzniessungsrecht. 
 
1868  lässt Freiin Anna Maria von Sulzer-Wart an der Schlossgassse die Orangerie mit 
Gewächshausteil erbauen. 
 
1876   stellt sie Johannes Graf als Schlossgärtner an. 
 
1884  lässt sie den Holzschopf bauen. 
 
1885  baut sie das ehemalige Gefängnis hinter dem Schloss in eine zweite Orangerie um. 
 
1892  wird Paul Herter Schlossgärtner. 
 
1902   (ca.) wird an der Schlossgasse der Gewächshausteil der Orangerie abgerissen. 
 
1908  lässt Anna Maria von Sulzer-Wart an der Stelle des heutigen Parkplatzes ein neues 
Gewächshaus erbauen. 
 
1923   am 25. Februar stirbt Anna Maria von Sulzer-Wart in ihrem 84. Lebensjahr. 
 
1923  am 20. Oktober kaufen Alfred und Eugénie Baur-Duret das Schloss samt Park und 
schenken es der Gemeinde Andelfingen, zum Andenken an seine Eltern. 
 
1925   eröffnet die Gemeinde im Schloss das Altersheim. 
 
1929  lässt die Gemeinde die Orangerie hinter dem Schloss abreissen. Auf den Grundmauern 
entsteht ein Neubau der Winterthurer Architekten Rittmeyer und Furrer. 
 
1932   wird Konrad Herter Schlossgärtner. 
 
1972  tritt Peter Bürgi die Stelle als Schlossgärtner an. 
 
1982   am 15. August richtet der Sturm in der Region und auch im Park grosse Schäden an. 
 
1989  beginnt Christian Rüegsegger seine Arbeit als Schlossgärtner. 
 
1990  wird das alte Gewächshaus abgerissen und beim Holzschopf ein  
Neues gebaut. 
 
1999   schliesst das Altersheim. 
 
2000  wird die Stiftung Schloss gegründet und die Gebäude werden einer neuen Nutzungen 
zugeführt. Über den Standort der Burg in Andelfingen gibt es verschiedene Vorstellungen.
Die Stauber-Chronik (1940) kommt aus verschiedenen Gründen zum Schluss, dass die Burg am Standort der alten Kanzlei, an der Schlossgasse 26 stand:
„Dieser Neubau kann nicht an der Stelle des bisherigen Schlosses ausgeführt worden sein, da nach der Vogteirechnung Andelfingen von 1614 am alten Schloss Umbauten vorgenommen wurden; so verbesserte man des Schlosses Ringmauer ob dem Bach, die eingefallen war. Die Rechnung von 1615 enthält Ausgaben für Fensterläden für das alte und das neue Schloss.“
„Ein Fenstersturz in der Stallung des jetzigen Schlosses zeigt die Jahrzahl 1546 eingemeisselt; er ruht auf zwei unteren Teilen eines gotischen Fensters mit dem gleichen Profil, wie es an den Fenstern der alten Kanzlei zu sehen ist. Das kleine Fenster stammt wohl aus diesem Gebäude und ist 1613/14 ins neue Schloss eingesetzt worden."

Aufnahmen der Denkmalpflege (1981) durch Isabell Hermann bringen die Erkenntnis, dass die Burg bereits schon am jetzigen Standort des Schlosses, an der Schlossgasse 14 gestanden haben muss:
„Nach E. Stauber, Geschichte der Kirchgemeinde Andelfingen, soll diese Burg nicht an der Stelle des heutigen Schlosses, sondern weiter westwärts bei der „Alten Kanzlei“ gestanden haben. Das heutige Schlossareal soll erst 1613/14 überbaut worden sein. Diese Annahme möchte ich aufgrund von folgenden Feststellungen anzweifeln:

1. In einer Rechnung der Landvogtei Grüningen von 1551 (StAZ Nr. F III/13) wird erwähnt, dass der Zimmermann vor dem Bau der Scheune in Grüningen jene in Andelfingen anschaute („Uly Choyfeller alls ich ine gan Andellffingen geschickt und in Loyffen die selbigen Schüren zu besächen...“). Die Scheune kann also nicht erst 1645 gebaut worden sein, sondern wie auch auf einem Fenstersturz eingehauen schon 1546, also 5 Jahre vor dem Bau der Grüninger Schlossscheune.

2. Die Planaufnahmen des Vorgängerbaus des Schlosses (StAZ B 582) zeigen eine deutliche Zweiteilung des Wohngebäudes. Das Schlossgebäude war durch alle Geschosse durch eine dicke, quer zum First verlaufende Mauer geteilt. Im heutigen Schlossbau ist diese Trennwand im Keller und im Erdgeschoss erhalten. Diese Feststellung erlaubt die Annahme, dass diese beiden Teile nicht gleich alt sind, dass der eine Teil später hinzugefügt wurde.

3. E. Stauber begründet seine Annahmen mit der Erwähnung der neuen und alten Burg in der Vogteirechnung von 1614. Es erscheinen dort Ausgaben für Fensterläden für das alte und das neue Schloss. Nach Argument Nr. 2 ist nahe liegend, dass der eine Teil – vermutlich der östliche Gebäudeteil – 1614 neu angefügt und als neues Schloss bezeichnet wurde. So ist auch leicht verständlich, dass gleichzeitig am neuen und alten Schlossteil neue Fensterläden eingesetzt wurden.

Diese Argumente rechtfertigen die Annahme, dass die heutige Schlossanlage älter als 1614 ist und dass die Burg schon immer an dieser Stelle war.“

Zu diesem Schluss kommt auch eine Restauratorische Untersuchung von 1992. Diese wurde anlässlich des Wunsches des damaligen Altersheims, Nasszellen in die Zimmer einzubauen, vom Gemeinderat in Auftrag gegeben: 
„Dass der trapezoide Teil älteren Ursprungs sein könnte, kann man daraus vermuten, dass er offenbar auf die Geländetopographie Rücksicht nimmt, was beim Burgenbau häufig der Fall war.“
„Man muss, auch ohne präzisere Kenntnis von Geschichte und Funktion davon ausgehen, dass zumindest Teile des Gebäudes zu früheren und sehr frühen Bauphasen gehören.“

Gedanken:
Ungenaue Bezeichnungen erschweren die Nachforschungen und das Verständnis: So ist die Bezeichnung Tobel für drei Orte möglich, die Bezeichnung Bach für zwei und auch Scheunen gab es beim Schloss mehrere. Auch die Bezeichnungen Burg, Schloss, altes Schloss, neues Schloss werden nicht konsequent für einen bestimmten Bau verwendet.
Vieles bleibt ungewiss oder könnte evtl. durch Untersuchungen und aufwändige Nachforschungen in den Archiven herausgefunden werden.
Vor und nach 1800 befand sich Europa in einem gewaltigen Umbruch, ausgelöst durch die französische Revolution. Über diese Zeit schreibt Alberto Jucker 1881 u.a. in seinem kleinen „Andelfinger Geschicht-Buch“:
"Unsere biderben landlewt machten nichts am revoluzionniren unnd liessen der sach iren lauff; und wären nicht die franzosen gewäsen, so den gnedigen heren zu Freyburg und Soloturn die perückken von den Patricierschedeln gerissen, allso dasz Burgermeyster unnd Rät der Statt Zürich erschraken gleichsam als ob eynem gewaltigen Erdbeben, so wärent meyne lieben Landsleut hewte noch die allerfrömsten Untertanen."

Diese "Befreiung" ging nicht gewalt- und spurlos vorüber. 
1798 brauchte Frankreich das Gebiet der Eidgenossenschaft für ihren Durchmarsch nach Italien. Mit dieser Besetzung durch die Franzosen ging die Herrschaft der Stadt übers Land zu Ende. Die Vogteien wurden aufgehoben - auch die Vogtei im Schloss Andelfingen. Im Mai 1798 marschierten die Franzosen auch in Andelfingen ein. Durch ihre Einquartierung wurde aus den Befreiern bald eine Last und die freiheitliche Stimmung wich der Bedrückung. Die Hauptwache war im Gemeindehaus, die Offiziere nahmen Quartier im Schloss, Pfarrhaus und in den Wirtshäusern und die Soldaten bezogen bei etwa 110 Familien Quartier. Nach dem französischen Recht musste die Bevölkerung unentgeltlich fürs leibliche Wohl der Offiziere, Soldaten und Pferde aufkommen. Diese schwer belasteten Bürger haben zur Erleichterung der Sorgen dann und wann ein wenig Wein aus dem Gemeindekeller erhalten.
Anfangs April 1799 hat sich die Situation dramatisch zugespitzt. Die Österreicher unter Erzherzog Karl, als Teil der zweiten Koalition im Kampf gegen Frankreich, näherten sich von Norden dem Rhein. Dies hatte zur Folge, dass Andelfingen noch viel stärker unter Einquartierungen zu leiden hatte. Und im Schloss wurde ein Generalquartier eingerichtet. Damit wurde es für die Andelfinger wortwörtlich brenzlig. Die Österreicher überquerten den Rhein und näherten sich Andelfingen. Der 25. Mai 1799 wurde dann für die Andelfinger zum schlimmsten Tag. Die Franzosen stellten ihre Geschütze beim Schloss auf und es flogen Kanonenkugeln und Granaten von allen Seiten. Die Österreicher, die sich bereits auf dieser Seite der Thur befanden, wurden arg bedrängt und mussten sich zurückziehen. Sie machten dabei den Fehler, die Holzbrücke vorzeitig in Brand zu setzen. Für einige wurde dies zum Verhängnis, weil dadurch ihr Fluchtweg abgeschnitten war.
In den beiden Dörfern entstand grosser Schaden, Häuser brannten ab oder erlitten durch den Kugelhagel grossen Schaden, besonders auch das Schloss. Es wurde für einige Zeit unbewohnbar.
Wie wenn das noch nicht schlimm genug wäre, kam es anschliessend nach dem Kampf noch zu ganz schlimmen Plünderungen, vor allem in Kleinandelfingen. Dort war nämlich unter den kaiserlichen Soldaten das falsche Gerücht aufgekommen, die Kleinandelfinger hätten während dem Kampf den Franzosen geholfen und auf sie geschossen.
Am nächsten Tag, am 26. Mai zogen die Franzosen ungestört aus Andelfingen ab. Die Österreicher mussten zuerst eine Pontonbrücke errichten, um ihnen zu folgen. Die Franzosen erlitten dann bei Zürich eine Niederlage und der Kanton wurde in zwei streng geteilte Verwaltungsgebiete geschieden. Der nördliche Teil, also auch Andelfingen unterstand ganz dem Einfluss der Österreicher.

Im "kleinen Andelfinger-Geschichtbuch" von Alberto Jucker, lesen wir: "Im Sommer zogen die Oestrycher ausz unserem Kanton weg und iren Platz nam eyn russisch heer ein. Das war merckwürdig genug und gantz sonderbarlich für alle leut, diese frembden Gest in iren unerchanten Uniformen zu sehen; war darunter vil bärbeiszig, ruchvolk."
Diese waren für die Bevölkerung eine arge Plage. Sie stahlen was sie konnten und brachten das kleine, kriechende Ungeziefer, die Läuse ins Land. "Auf ihren Lagerstätten bewegten sich oft dem Anscheine nach die Strohhalme von selbst."

Im September siegten die Franzosen in der zweiten Schlacht bei Zürich und in einer 11-stündigen Schlacht bei Oerlingen/Kleinandelfingen. Unter dem Oberbefehl von General Massena wurden die Russen völlig geschlagen. "Das Schlachtfeld war mit Leichen bedeckt."
Ganz Helvetien, also auch Andelfingen, kam wieder unter die Herrschaft der Franzosen. Es kam wieder zu bedrückenden Einquartierungen. Diese sehr entbehrungsreiche und unruhige Zeit der Helvetic dauerte bis zum 14. März 1803. An diesem Datum gab Bonaparte dem Land eine neue Verfassung, die Mediationsverfassung. Diese brachte Frieden und eine erfreuliche Entwicklung.

Nachdem Napoleon in Russland und in Leipzig seine Niederlage erlitten hatte, wurde die Mediationsverfassung am 29. Dezember 1813 aufgehoben.
Und wieder litt Andelfingen monatelang unter Einquartierungen, da die Heeresstrasse der Verbündeten nach Frankreich durch Andelfingen führte.
Johann Heinrich von Sulzer-Wart kam 1768, als Sohn von Jacob Sulzer und Anna Maria geb. Ziegler, im Haus zum Tiger in Winterthur zur Welt. Nach seiner Lehre als Kaufmann ging er nach Paris. Sein Vater besass in Winterthur eine der ersten chemischen Firmen der Schweiz. Sie stellte Schwefelsäure, Salzsäure, Soda, Chlorkalk und Kupfersulfat her. Nach dem Tod seines Vaters übernahm Johann Heinrich die Firma (Labratorium in der Neuwiese).
Er war ein allseits beliebter Handelsmann und bekleidete auch verschiedene wichtige Ämter: 1801 wurde er Distriktrichter, 1803 Bezirksrichter, 1811 Mitglied im Grossen Kantonsrat, 1812 Präsident vom Zunftgericht Neftenbach und im Jahr 1824 Stadtrat.
1807 übernahm er von seinem 26 Jahre älteren Schwager Sebastian Clais das Amt des bayrischen Salzhandelskommissärs. Dank seinem Geschick im Umgang mit den Behörden gelang es Johann Heinrich mit verschiedenen Kantonen Verträge betreffend Lieferung von bayrischem Salz, abzuschliessen. Der Salzhandel war damals ein lukratives Geschäft und verhalf Johann Heinrich zu viel Ehr und Vermögen. Im Krieg von 1809 leistete er durch Bergung bedeutender Salzvorräte dem bayrischen Staat besondere Dienste und wurde in der Folge zum Ritter des Zivil-Verdienst-Ordens der bayrischen Krone ernannt. 1814 wurde er vom bayrischen König in den erblichen Freiherrenstand erhoben. Von da an nannte er sich, als Besitzer des Landguts Wart bei Neftenbach, Baron von Sulzer-Wart.
1832 kaufte er das Schloss Andelfingen und verstarb 1840.


Salomon Landolt 1741 – 1818

Salomon Landolt war eine starke Persönlichkeit, er reorganisierte die zürcherische Milizarmee, wurde Richter, Landvogt und war auch Maler. Er besass gesunden Menschenverstand und seine salomonischen Urteile zeugen von Originalität im Denken und von Witz. Das schönste Denkmal setzte ihm Gottfried Keller 1877 mit der Novelle "Der Landvogt von Greifensee". Diese konnte auf das Buch von David Hess 'Salomon Landolt. Ein Charakterbild nach dem Leben ausgemalt' aus dem Jahr 1820 zurückgreifen.
Den Lebensabend verbrachte Landolt bei seinem Freund Landvogt Hans Kaspar Schweizer auf dem Schloss Andelfingen. Täglich ritt er auf seinem Schimmel aus, auch pflegte er anregende Freundschaften im kleinen Kreis.
Salomon Landolt, ein Charakterbild nach dem Leben ausgemalt von David Hess 1820: „An warmen Sommernachmittagen liess der Hausherr den Kaffee im Garten an Landolts Lieblingsplatz unter den zwei Platanen auftragen. Hier ist die Aussicht auf das offene Thurtal und gegen den Scheiterberg hinüber fast noch schöner als im Schloss.“
Dies ist interessant, weil heute vier Platanen am Ende der Promenade stehen und zwei davon mächtiger sind als die andern.

Über Landolts Charakter und sein Denken gibt folgendes Zitat (David Hess) aus seinen letzten Tagen eine Vorstellung: "Landvogt, Ihr müsst mir etwas versprechen. Wenn ich tot bin, so lasst mich doch durch meine Ärzte verkafeln. Die jungen Herren können vielleicht noch etwas an mir lernen!"
Seinem Wunsch entsprechend wurde er auf dem Friedhof Andelfingen beigesetzt. Das Grab ist nicht mehr vorhanden.

Hans Kaspar Schweizer (1761 - 1837)

Als um die Wende vom 18. zum 19. Jh. der Drang nach Freiheit und neuer wirtschaftlicher Entwicklung die Städte ergriff, wurde der Wunsch nach dem Abbruch der mittelalterlichen Befestigungen laut. In Winterthur wurde nach 1800 als Erstes der Graben zugeschüttet und eine Allee angelegt, die den Bürgern das Flanieren und Präsentieren erlaubte.
Begreiflich, wenn auch dem Oberamtmann im Schloss, die Ummauerung seines Sitzes zu eng wurde. Beim Pförtnerhaus öffnete er die Ummauerung und wurde damit zum Begründer des Schlossparks. Er liess einen grossen Garten anlegen und 48 Spalierbäume und edle Obstsorten pflanzen.

Die Familie von Sulzer-Wart war während drei Generationen (1832-1923) im Besitz von Schloss und Park und hat in dieser Zeit den Park ausgestaltet.


Schloss Andelfingen

Erwerb 1832 durch Johann Heinrich von Sulzer-Wart.
Vererbt 1842 an Friedrich, dieser liess 1854 den Pavillon als erstes Gebäude im Park erstellen. Nach seinem Tod 1857 verbrachte die Familie einige Jahre in der französischen Schweiz. Erben waren zunächst die Ehefrau Anna Maria und die zwei noch lebenden Töchter. Anna Maria die älteste Tochter war 18 Jahre alt und Maria Selma die Jüngste (13). Nach dem Tod von Maria Selma 1867 kaufte Anna Maria das ganze Gut, ihre Mutter behielt ein uneingeschränktes Nutzungsrecht bis zum Tod 1891.
Freiin Anna Maria von Sulzer-Wart hat den Park massgeblich geprägt. Dass sie sich für Pflanzen interessierte, geht aus den zwischen 1868 und 1908 erstellten und umgebauten Gebäuden hervor: zwei Orangerien, zwei Gewächshäuser.
Sie gilt als stille Wohltäterin.


Wartgut

Das namengebende (vergl. unter Salzhandel) Wartgut bei Neftenbach war ein mittelalterlicher Burgplatz. Der Baron Johann Heinrich von Sulzer-Wart kaufte ab 1800 Land und Reben im Wartgut und baute sich darauf ein einfaches Landgut.
Vererbt wurde es 1887 an Max. Dieser liess 1889 von Ernst Jung einen gotischen Schlossbau erstellen, sein gotisches Hauptwerk.


Interessante Familien-Verbindungen

Johann Heinrichs Schwester Maria Ursula heiratete 1784 den Geschäftspartner des Vaters: Joh. Sebastian von Clais. Clais baute das grösste bis dahin in Winterthur entstandene Herrschaftshaus: das Lindengut; heute Museum, Traulokal und beliebter Park am Rand der Altstadt. Er stellte Katharina Neuffert aus Württemberg als Dienstmädchen an. Sie machte ihre Arbeit im Haushalt Clais hervorragend. Dem Patenkind von Maria Ursula, Johann Jakob Sulzer gefiel sie, sie wurde Mutter von Johann Jakob und Salomon, der Gebrüder Sulzer und half massgebend am Erfolg der aufstrebenden Winterthurer Firma mit. Maria Ursula wurde auch Patin von Johann Jakob Sulzer jun.

Heinrich Moser, Uhrmacher und Pionier der Schaffhauser Industrie, beteiligt am Bau der Rheinfallbahn und des 1. Kraftwerks am Rhein, heiratete 1870 in 2. Ehe Fanny Louise von Sulzer-Wart (Cousine von Freiin Anna Maria von Sulzer-Wart).
Sie ist in Sigmund Freuds "Studien zur Hysterie" 1895 unter dem Pseudonym "Emmy von N." verewigt. Diese Fallstudie spielt in der Geschichte der frühen Psychoanalyse eine wichtige Rolle.
Ihre beiden Töchter waren sehr unterschiedlich, Fanny Hoppe-Moser hat als Biologin doktoriert und befasste sich mit Parapsychologie. Mentona Balsiger-Moser befasste sich mit dem Kommunismus. Sie erhielt sogar ein Staatsbegräbnis in Ostberlin.

Eine weitere Persönlichkeit aus dem weit gefächerten Stammbaum der Sulzer in Winterthur ist Dr. Jonas Furrer, 1848 erster Bundespräsident. Er heiratete 1832 Friederike, Tochter von Johann Heinrich Sulzer, einem Cousin des Barons. Furrer war auch ein Spielkamerad der Gebrüder Sulzer.


de Sulzer Wart

Der Name de Sulzer Wart (Nachkommen aus erster Ehe von Johann Heinrich von Sulzer-Wart) existiert in Frankreich und in Kanada weiter.
Alfred Baur ist 1865 in Andelfingen geboren. Sein Vater war Schlosser. Im Alter von 19 Jahren verliess er nach einer kaufmännischen Ausbildung sein Heimatland und ging im Auftrag eines Winterthurer Handelshauses nach Colombo. Auf der damals noch britischen Kolonialinsel Ceylon, wo ein innovativer, ausdauernder Pioniergeist herrschte, machte er sich selbständig: 1897 gründete Baur sein eigenes Unternehmen, das auf organische Düngemittel spezialisiert war, welche er gemeinsam mit einem Schweizer Chemiker entwickelt hatte. Nach anfänglichen Schwierigkeiten erlebte „A. Baur. The Ceylon Manure Works“ einen erfreulichen Aufschwung.
1894 heiratet er die Genferin Eugénie Duret. 1906 beschloss Alfred Baur sich in Genf, der Heimatstadt seiner Frau, niederzulassen.
Zwischen den Eltern von Alfred Baur und der langjährigen Besitzerfamilie (von Sulzer-Wart) des Schlosses Andelfingen, bestand eine freundschaftliche Beziehung. Schon als Kind wurde er von seiner Mutter zum sonntäglichen Gottesdienst ins Schloss mitgenommen und seinen Vater begleitete er, wenn dieser ihn bei den beruflichen Arbeiten im Schloss brauchen konnte.
Am 25. Februar 1923 starb Anna Maria von Sulzer-Wart. 
Am 10. Oktober 1923 fand eine ausserordentliche Gemeindeversammlung statt, in der die Stimmberechtigten zum ersten Male Gelegenheit hatten, in Sachen Schloss-Ankauf Stellung zunehmen. Die Kaufsumme wurde mit 100'000 Fr. angegeben. Die Meinungen waren geteilt und die Abstimmung ergab das verblüffende Resultat, dass Stimmengleichheit vorhanden war. Mit Stichentscheid des Vorsitzenden wurde der Ankauf abgelehnt. 
Als Alfred Baur die Nachricht erreichte, dass sich ein Güterspekulant eingestellt habe, der das Schloss kaufen und die Anlagen in Bauplätze aufzuteilen beabsichtige, war sein Entschluss gefasst, einen lang gehegten Plan in die Tat umzusetzen. Eine solche Verunstaltung des Dorfbildes wollte er nicht über sich ergehen lassen. Noch am gleichen Tag suchte er die in Genf wohnenden Testamentvollstrecker auf und legte die Bedingungen für die Erwerbung des Schlosses fest. Daraufhin wurde der Besitz der Gemeinde Andelfingen zum Andenken an seine Eltern, als Schenkung zur freiwilligen Verfügung gestellt. Damit geriet dieselbe aber selbst in etwelche Verlegenheit, was mit dieser Schenkung anzufangen sei. Die damals vorherrschende Wohnungsnot brachte den Plan auf, das Bezirksgericht ins Schloss zu verlegen und die oberen Stockwerke in Beamtenwohnungen einzurichten. Dies war nun nicht gerade die Zweckbestimmung, die Alfred und Eugénie Baur vorgeschwebt hatte und so gelangte man auf die Idee eines Altersheimes, wofür sich Baur bereit erklärte, die Unkosten für die Umwandlung und Instandsetzung zu übernehmen. 

Im Schenkungs-Vertrag vom 5. November 1923 steht u.a. dass:

a) Der Charakter der Abtretungsobjekte als Schlossgut nach Möglichkeit gewahrt bleiben möge, u.
b) Der Schlosspark dem Publikum zur Erholung geöffnet bleibe.

Alfred Baur verstarb am 9. Dezember 1951 in Genf. Eugénie Baur-Duret lebte von 1873 – 1961.