Rundgang

Ein Besuch des Schlossparks lohnt sich in jeder Jahreszeit und bei jedem Wetter. Selbst im Nebel tauchen immer wieder überraschende Stimmungsbilder auf.
Mitten im Zürcher Weinland liegt Andelfingen am nach Norden abfallenden Thurabhang. Einst war die Thurbrücke ein wichtiger Übergang zwischen Winterthur und Schaffhausen. Das Ortsbild hat kantonale Bedeutung und wird geprägt vom markanten Kirchturm und dem ehemaligen Landvogtei-Schloss. An der Schlossgasse 14 öffnet sich ein schweres schmiedeisernes Tor und ladet zum Besuche ein. Unter der markanten Rosskastanie betreten wir den Schlosshof. Schlösser haben es in der Regel an sich, an einer repräsentativen Stelle zu stehen. Um zu sehen ob dies auch beim Schloss Andelfingen zutrifft, durchschreiten wir die Türe des grossen, grünen Bogentors im Schlossgebäude und gelangen auf Kopfsteinpflästerung, vorbei an den Wappentafeln der Landvögte, auf die Nordseite des Gebäudes. Die Aussicht auf der Schlossterrasse beweist, dass das Schloss genau an der richtigen Stelle errichtet wurde. Der Blick gleitet über die Thur nach Kleinandelfingen und weidet sich am Anblick des gegenüber liegenden Weinbergs, dem Schiterberg. 
Wir begeben uns wieder zurück auf den Schlosshof.
Den Sommer über zieren links und rechts vom Wasserradbrunnen Kübelpflanzen den Schlosshof und verleihen ihm einen Hauch von Exotik. Gegenüber dem stattlichen Schloss steht das schmucke Pförtnerhaus. Es diente einst nicht als Kapelle, sondern als Wasch- und Backhaus. An der abgeschrägten Ecke des Pförtnerhauses findet sich der etwas versteckte Zugang zum Schlosspark. Hier beginnt der Promenadenweg über dem Abgrund des Tobels und führt an der ehemaligen Orangerie vorbei. Bevor wir den Promenadenweg unter die Füsse nehmen, lohnt es sich, einen Blick ins Tobel zu werfen, danach sollten wir unbedingt den Blick darüber hinweg in die Tiefe des Parks gleiten lassen. Zwischen zwei Blutbuchen zieht der zierliche Pavillon die Aufmerksamkeit auf sich. Parallel zum Promenadenweg verläuft ein schmales Weglein durch ein Buchs- und Eibenwäldchen, führt oberhalb vom Goldfischweiher über ein Brücklein und mündet wieder in den Hauptweg. Hier öffnet sich der Park und wir stehen unvermittelt im Zentrum unter der 1990 gepflanzten, rot blühenden Rosskastanie. Das Rondell ist von einer beeindruckenden Baum-Kulisse umgeben. Hinter der mächtigen Sämlings-Blutbuche auf der Wiese führt der Eibensaum mit Eiche zum Pavillon. Die Blütenpracht der Tulpen-Magnolie und die Blutbuche runden das Bild ab. Nicht nur Kübelpflanzen, sondern auch die beiden mächtigen Bäume, Riesen-Thuja und Ginkgo, zeugen von der Freude an fremden Pflanzen im 19. Jahrhundert. Die 1993 gepflanzte Japanische Faserbanane erinnert an die einstigen Blumenbeete mit Bananenstauden auf dem Rondell. Das letzte Stück des Promenadenwegs führt durch den mit Reben bewachsenen Laubengang und endet unter den vier mächtigen Platanen. Über den lauschigen Kiesplatz unter der Blutbuche gelangen wir zum Pavillon. Das kleine 1854 erbaute erste Gebäude im Schlosspark lud einst Kinder zur Sonntagsschule ein. Heute ist der Pavillon in der wärmeren Jahreszeit beliebtes Ziel vieler Liebespaare für die Ziviltrauung. Der Blick vom Pavillon zurück zum Pförtnerhaus vermittelt einen stimmungsvollen Eindruck des landschaftlichen Charakters des Schlossparks. Hinter dem Pavillon geht es nach ein paar Treppenstufen auf dem Waldweg hinunter in den extensiven Teil des Parks. Unvermittelt erhalten wir einen lohnenden Ausblick auf die alte Holzbrücke, die Thur, Kleinandelfingen und den Schiterberg. Unter der Sämlingsblutbuche, am Springbrunnen vorbei, führt uns der Waldweg ins Tobel. Der Springbrunnen wurde wahrscheinlich gegen Ende des 19. Jahrhunderts erbaut und 1998 renoviert. Im laublosen Zustand ist das Tobel überschaubar und beeindruckt an kalten Wintertagen durch seine Eispracht. Belaubt erscheint das Tobel eher undurchdringlich und wirkt dadurch wilder, geheimnisvoller und grösser. Die Geräusche werden dominiert vom rauschenden Bach und vereinzelt pfeifenden Vögeln. Zum Abschluss unseres Rundgangs begeben wir uns in den intensivsten Teil des Parks, die Gärtnerei. Vom Küchenkräutergarten aus überblicken wir das Treibhaus, den Holzschopf und die vier Platanen, die den Abschluss des Promenadenwegs bilden. Es ist beeindruckend, wie gross die Vielfalt der Küchenkräuter ist. Allein schon beim Gartensalbei gibt es viele verschiedene Sorten zu entdecken. Hinter dem Begriff Salbei versteckt sich eine ungeahnte Vielfalt hunderter Arten und unzähliger Sorten. Den Sommer über bis zum ersten Frost gedeiht und blüht vor dem Treibhaus eine beachtliche Sammlung von nichtwinterharten Salvien. Es ist Abend geworden, höchste Zeit, den Schlosspark zu verlassen. Aber mit jedem neuen Tag ergibt sich eine neue Gelegenheit, den Schlosspark zu besuchen.