Küchenkräuter-Garten

Küchenkräuter bestehen nicht nur aus Schnittlauch und Petersilie. Die grosse Vielfalt ist beeindruckend. Am Besten überzeugen Sie sich davon vor Ort. Diese kleine Auswahl von Bildern und Texten soll dazu Ihren Appetit anregen.
Mit dem Küchenkräuter-Garten wurde 1995 ein weiterer Anziehungspunkt im Park geschaffen. Ein Legat von Herrn Jakob Müller von Andelfingen und Adlikon ermöglichte die Realisation. Der Kräutergarten fügt sich in die vorhandene Struktur der Gärtnerei ein. Thema dieses Kräutergartens sind Pflanzen, die in der Küche verwendet werden können. Sie eignen sich als Gewürz- oder Teekräuter, als Beilage zu Gerichten oder als essbare Dekoration. Die meisten Küchenkräuter dienen neben der Verfeinerung der Speisen auch der besseren Verdaulichkeit und regen den Appetit ab. Ihre vielfältigen Verwendungsmöglichkeiten auch als Heil- Duft- oder Färbepflanzen machen sie besonders interessant.
Judith Rüegsegger (Landschaftsarchitektin BSLA) hat den Küchenkräuter-Garten geplant und Christian Rüegsegger (Schlossgärtner) hat ihn angelegt.
Die meisten Küchenkräuter sind in ihrem Aussehen sehr attraktiv, wie z.B. die Goldmelisse. Viele Küchenkräuter wollen berührt werden und geben als Belohnung ihren Duft an unsere Hände und an die Umgebung ab.
Der Currystrauch (Helichrysum italicum) gehört zu diesen Pflanzen. Beim berühren gibt er einen erstaunlich starken Duft nach Curry von sich. Curry selber wird aber nicht aus dieser Pflanze gemacht.
Beim Essen kommen mehrere unserer Sinne zum Einsatz. Wir essen nicht nur mit unserem Gaumen, sondern auch mit unseren Augen und unserer Nase.

Wer kennt sie nicht, die braune Maggi-Würze. Die Blätter vom Liebstöckel haben genau diesen Geschmack und Duft, darum der Name Maggikraut. 
Feingehackte Blätter können zum Würzen von Suppen, Salaten und Eintopfgerichten verwendet werde. In der Küche können die getrockneten Samen bei der Zubereitung von Eintöpfen, Braten und ebenso beim Brotbacken verwendet werden. Auch können die Früchte als geschmacksgebende Komponente für Käsegerichte und Gebäck verwendet werden.
Die meisten Küchenkräuter sind auch Heilpflanzen. Beim Gartensalbei (Salvia officinalis) ist heilen sogar doppelt im Namen enthalten (lat.: salvare = retten, heilen) und officinalis bezeichnet Pflanzen mit arzneilicher Wirkung. Im Küchenkräutergarten findet sich ein ganzes Beet mit verschiedenen Sorten von Gartensalbei, von denen die Buntblättrigen einen hohen Zierwert aufweisen, aber die gleiche Verwendung, wie der gewöhnliche Salbei, in der Küche haben. Auch die Insekten wissen, was gut ist. Das breite Blütenangebot den ganzen Sommer über bietet den verschiedensten Insekten ein willkommenes Nahrungsangebot. Seit etwa sechs Jahren ist auch die Holzbiene im Schlosspark anzutreffen. Aufgrund der Klimaerwärmung haben sich Holzbienen erst in jüngster Zeit vom Mittelmeerraum aus nach Norden ausgebreitet. Die Holzbiene liebt besonders den Muskateller- Salbei.
Nur keine Panik, wenn im Frühling die Salbei oder der Wermut voller Läuse sind. Es braucht nur ein wenig Geduld und wenige Wochen später sind keine Läuse mehr zu finden. Vor allem die Marienkäferlarven leisten gründliche Arbeit. Der Schwalbenschwanz-Schmetterling liebt den Küchenkräuter-Garten. Er findet hier für seinen Nachwuchs zwar keine Karotten, dafür aber Dill, Gewürzfenchel und Weinraute. Selten ist die eindrückliche 'Rüeblirauppe' sogar auf der Petersilie anzutreffen. Selbst die Katzen finden am Küchenkräuter-Garten gefallen (zum Missfallen vom Schlossgärtner). Oder besser gesagt, es ist ein einziges Kraut, das die Katzen magnetisch anzieht: Die Weisse Minze (Nepeta cataria ssp. citriodora). Sie ist nahe mit der Katzenminze verwandt. Das Aroma ist mild zitronig mit etwas Rose und hält sich im Gegensatz zur echten Melisse auch nach dem Trocknen erstaunlich gut. Der Tee, vor allem frisch, schmeckt viel besser als von Zitronenmelisse und wirkt leicht entspannend (nicht beruhigend). In vielen Gärten ist es (Un-) Sitte, dass im Herbst alles abgeschnitten, abgeräumt und gesäubert wird. Damit beraubt man sich und den Garten um einen wichtigen Aspekt, den Winteraspekt. Im Schnee werden Strukturen sichtbar und Raureif verleiht den abgestorbenen Samenständen nochmals eine ungeahnte Schönheit. Zudem bieten die abgestorbenen Blätter und Samenstände den Pflanzen und Insekten etwas Winterschutz, daran finden Vögel den Winter durch willkommene Nahrung: Samen und Insekten. Rosmarin ist zur Heilpflanze des Jahres 2011 erkoren worden. Diese Information gab der Naturheilkundeverein Theophrastus bei einem Heilkräuter-Fachsymposium im Kloster St. Marienstern in der Lausitz bekannt. Rosmarin (Rosmarinus officinalis) sei im medizinischen und kosmetischen Bereich vielfältig anwendbar, hieß es in der Mitteilung. «Durch seine natürliche, aktivierende und tonisierende Wirkung ist er für eine immer älter werdende Bevölkerung ebenso hilfreich wie für jüngere Patienten mit Erschöpfungs- und Ermüdungszeichen.» Zudem wirke Rosmarin durchblutungsfördernd und krampflösend, bringe den Kreislauf in Schwung und stärke Herz und Verdauung. Seine «herausragenden gesundheitsfördernden und aromatischen Eigenschaften» entfalte der Rosmarin ebenso in der Küche durch gezielte Anwendung als Gewürz.
Leider ist der breitwachsende Rosmarin nicht winterhart, aber er macht sich sehr gut als Ampelpflanze.
Auch wenn es in der Schweiz und im Schloss Andelfingen keine Könige gab, klingt es nicht schlecht, wenn hier im Küchenkräuter–Garten, den Sommer über edle königliche Kräuter residieren. Die volkstümlichen Namen von Basilikum lauten: Königskraut, Hirnkraut, Josefskräutlein, Suppenbasil oder Balsam. Bei uns sind vor allem die einjährigen, aus Samen gezogenen Basilikumsorten bekannt. In den letzten Jahren werden in Kräutergärtnereien auch ausdauernde Sorten (leider auch nicht winterhart!) angeboten. Dabei handelt es sich vor allem um das rote und grüne Baumbasilikum und um das Nelkenbasilikum (mit Nelkenduft!). Die Vielfalt bei den Basilikumsorten- und Arten ist überraschend gross und ladet ein zum Experimentieren. Basilikum ist wirklich ein königliches Kraut! Auch bei den Minzen ist die Sorten- und Artenvielfalt überwältigend. Neben der Bananen-Minze, die wirklich nach Bananen duftet, hat es mir vor allem die Erdbeer-Minze angetan. Die Erdbeer-Minze ist nicht unbedingt ein gutes Beispiel für einen guten Duft, sondern ein gutes Beispiel, wie man eine schlecht verkäufliche Pflanze mit einem guten Namen attraktiv machen kann. Die deutsche Kräuter- und Duftpflanzengärtnerei Rühlemann's bietet die Erbeer-Minze mit folgender Geschichte an: 'Diese zierliche Minze beglückt uns mit einem dreifachen Dufterlebnis: Bei nur ganz leichter Berührung der Blätter genießen Sie einen sehr kopfigen, ätherischen Duft, der nur mit dem von echtem Oktoberfest-Sahneeis vergleichbar ist. Bei stärkerer Berührung dagegen kommt ein klarer Erdbeerduft auf Sie zu. Und wenn Sie die Blätter richtig zerreiben, wandelt sich das Aroma in eine pralinenartige Schwarzwälder-Kirsch-Note.'
Wer kann da noch wiederstehen?!
Mit ein wenig Fantasie lässt sich der Pilzgeschmack beim Pilzkraut (Rungia klossii) wirklich erahnen. Leider ist die Pflanze nicht winterhart. Rühlemann's schreibt in seinem Katalog: 'Ernten Sie knackige, dicke, sukkulente, glänzende Blätter mit einem delikaten, zarten Pilzaroma! Sehr nährstoffreich. Das Pilzaroma wird bei kurzem Mitgaren verstärkt, sodass es sinnvoll ist, es erst am Ende des Kochvorganges mitziehen zu lassen. Frische Blätter sind lecker in Salaten und auf Sandwiches. Rungia wird in seiner Heimat, dem Hochland von Papua-Neu-Guinea, in Feldern angebaut, meistens zwischen Süßkartoffelbeeten. Für die Einheimischen ist es eine wichtige Proteinquelle und eine der wertvollsten und bekanntesten Gemüsepflanzen. Die Pflanzen können wirklich das ganze Jahr über wie eine Art Spinat oder, um Speisen ein zartes Pilzaroma zu verleihen, beerntet werden.'
Da kann man wirklich nur noch sagen: 'Öberall heds Pilzli draa.'
Die Kapuzinerkresse ist nicht nur eine schöne Zierpflanze, sondern auch, was etwas weniger bekannt ist, ein Küchenkraut. Die Blüten und Blätter eignen sich vorzüglich als Salatbeigaben und besonders die Blätter haben einen erfrischenden Kressegeschmack, der beim Essen so richtig schön hinten die Nase hinaufsteigen kann. Alle Kapuzinerkressen haben einen hohen Vitamin-C-Gehalt. Unreife Samen können wie Kapern gegessen werden. Wegen ihrer starken Wirkung gegen Pilze sind Extrakte in natürlichen Arzneien gegen Darmpilzerkrankungen enthalten. Wer hätte gedacht, dass hinter dieser Pflanze (oder besser gesagt unter dieser Pflanze) sich das Süssholz verbirgt. Die Wurzeln werden als Süssholz genutzt. Entweder man liebt Koriander–Aroma oder nicht. Neben dem Koriander gibt es noch weitere Pflanzen, die dieses Aroma enthalten. Darunter findet sich eine kleine, leider nicht winterharte Distel (Eryngium foetidum), die ganz verblüffend dieses Aroma aufweist und viel in der thailändischen und südostasiatischen Küche verwendet wird.
Bekanntlich geht die Liebe durch den Magen, nicht nur bei den Menschen. Auch die Insekten wissen, was gut ist. Der Küchenkräuter- Garten ist ein Anziehungspunkt, ein Ort der Begegnung mit verschiedenen Küchenkulturen, verschiedensten Pflanzen, Düften, Insekten und... Es ist wirklich erstaunlich, wie gross die Vielfalt auch bei den Küchenkräutern ist. Küchenkräuter sind nicht nur gut, sondern erst noch gesund (wo gibt es sonst so etwas?).

Also bis bald!